Caspar Olevian

„Es soll uns doch viel mehr des anderen Adams, Christi, Gehorsam und seine kräftige Wirkung in uns trösten, in dem wir durch ihn und in ihm viel mehr wieder bekommen zu Gottes Preis und Ehr, als wir im ersten Adam verloren haben. Ja, umsoviel mehr als Christus größer und vortrefflicher ist als Adam. (1. Kor. 15, 47)“[1]

Diese Worte spiegeln auf wunderbare Weise das Herz und die Theologie ihres Autors, Caspar Olevians, wider und geben dazu auch einen Einblick in seine Geschichte. Olevian, der eine Zeit lang in Heidelberg gewirkt hatte, nimmt hier deutlich Bezug auf den dort verfassten Katechismus, in dem das Motiv des Trostes als Mittelpunkt des Glaubens formuliert wurde.   

Der aus einfachen Verhältnissen stammende Olevian wurde am 10. August 1536 in Trier geboren. Sein lateinischer Namen Olevianus leitet sich vom Trierer Stadtteil Olewig ab. Nach dem Besuch der Pfarrschule von St. German reiste er 1549 nach Paris zum Studium der freien Künste. Hiernach folgten Studienaufenthalte in Orléans und Bourges, wo er schließlich auch zum Doktor für Zivilrecht promoviert wurde. Olevian war also von Hause aus ein Rechtsgelehrter. Doch die Zeit in Bourges war auch noch in anderer Hinsicht für den weiteren Lebensweg entscheidend: hier konvertierte er zum Bekenntnis des Protestantismus und schloss sich der dortigen Hugenottengemeinde an.

1556 kam mit einem einschneidenden Erlebnis die entscheidende Wende in seinem Leben: auf einem Fluss bei Bourges brachte eine Gruppe Studenten ihr Boot zum Kentern und waren dem Ertrinken nahe. Olevian, der das Geschehen vom Ufer aus beobachtet hatte, eilte zu Hilfe und wäre dabei selbst beinahe ertrunken. Hierbei legte er das Gelübde ab, dass er, wenn Gott ihn am Leben lassen würde, sich vollständig dem Studium der Theologie und der Verkündigung des Evangeliums zu widmen.

Und so kam es auch dazu. 1558 reiste Olevian nach Genf, um bei Calvin zu studieren. Er setzte sein Studium in Zürich bei Peter Martyr Vermigli bis zum folgenden Jahr fort. 1559 begann er in seiner Heimatstadt zu predigen, trotz jeglichen Widerstands der erzbischöflichen Räte, die die evangelische Predigt zuvor verboten hatten. Dennoch wurde Olevian zusammen mit anderen im Winter des Jahres aus der Stadt verwiesen. Er wurde 1560 in den kurpfälzischen Dienst nach Heidelberg berufen und leitete dort das Collegium Sapientiae, das theologische Ausbildungsseminar der Kurpfalz. Bereits ein Jahr später berief Kurfürst Friedrich III. ihn auf eine theologische Professur, 1562 zum Pastor und zum Mitglied des Kirchenrates der Stadt.

Als die Stadt 1576 für eine kurze Zeit zum Luthertum konvertierte, wurde er von allen seinen Ämtern abgesetzt. Hierauf wirkte er als Hofprediger für Graf Ludwig von Sayn-Wittgenstein, wodurch die Reichsgrafschaft Nassau-Dillenburg den reformierten Abendmahlsritus und die kurpfälzische Kirchenordnung übernahm. In dieser Zeit verfasste er auch sein theologisches Hauptwerk „Über die Substanz des Gnadenbundes“ (De substantia foederis gratuiti), welches in Genf gedruckt und international verbreitet wurde. 1584 wurde er Pastor in Herborn und zugleich Theologieprofessor an der dort eingerichteten Akademie.

Im Winter 1586 stürzte er auf einem vereisten Weg derartig schlimm, dass er schließlich am 15. März 1587 an den Folgen der inneren Verletzungen verstarb. Sein Freund und Kollege Ulsted fragte ihn noch auf dem Sterbebett, ob Olevian sich seines Heils sicher sei. Olevian antwortete: „Absolut sicher!“ (Certissimus).

Olevians Bedeutung in der Entwicklung der deutschen reformierten Theologie liegt an der starken Betonung der Bundestheologie, nach der die Erwählung Gottes durch die Verheißung des Evangeliums und durch die geistgewirkte Erneuerung zum Ebenbild Gottes zum Ziel kommt. Und obwohl seine Rolle an der Ausarbeitung des Heidelberger Katechismus noch ungeklärt ist, kann doch als gesichert gelten, dass er als Mitglied des Heidelberger Kirchenrates in dessen Redaktionskommission saß und eine besondere Rolle in dessen Einsetzung sowie in der Umsetzung der Kirchenordnung der Pfalz spielte.


[1] Caspar Olevian, Vester Grund (Heidelberg 1575), S. 452.

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